23.12.2009
Solarkocher für ein SOS-Kinderdorf
Bhaktapur, 30km vor Kathmandu, Nepal, Kilometer 22.919
Seit 8 Monaten reisen inzwischen die Reflektorbleche für fünf Solarkocher mit uns um die Welt. Nun übergeben wir die Reflektoren an eine Solarwerkstatt in Kathmandu und begleiten die Installation von vier Kochern in einem Kinderdorf.
23.12.2009 – Bhaktapur, 30km vor Kathmandu, Nepal, Kilometer 22.919
Bereits vor der Reise hatten wir Kontakt mit Karl Kölle von der Solarpower Nepal e.V. Er gründete vor 10 Jahren in Kathmandu eine Solarwerkstatt. Seit dem besucht er die Einrichtung regelmäßig und hilft ehrenamtlich, mit viel Engagement das die Einrichtung sich stetig weiterentwickelt.
Auch wir besuchen die Werkstatt mit dem Namen Solar Power Technical Works. Was wir dort vorfinden ist die sauberste und ordentlichste Werkstatt, die ich seit langem gesehen habe. Im Erdgeschoss werden die Gestelle für Solarkocher hergestellt und im Keller Anlagen zur Warmwassergewinnung per Sonnenenergie (Solarthermie).
Auf dem Dach des Gebäudes stehen alle Produkte zur Vorführung bereit und werden auch eigennützig verwendet: Als wir dort ankamen wurde gerade Dal Bhat zubereitet (Reis mit Linsen).
Tej und Deepak arbeiten schon seit 8 Jahren für die Einrichtung. Immer wieder forschen und testen sie an weiteren Möglichkeiten der Nutzung von Sonnenenergie. Seit rund sechs Monaten bieten sie eine automatische Nachführung für eines ihrer Kocher-Modelle an. Super spannend fand ich eine Art Kachelofen, der mit Hilfe von Solarthermie und einem Wasserspeicher als Raumheizung genutzt wird.
Leider haben wir nicht viel Zeit um alle Produkte im Detail zu besprechen, denn wir wollen heute noch vier Solarkocher im SOS-Kinderdorf Kavre installieren, 30km außerhalb von Kathmandu. Durch den Streik der Maoisten in den letzten drei Tage konnten wir uns erst heute mit Tej treffen und morgen früh müssen wir zur chinesische Grenze fahren, denn unsere Weiterfahrt durch Tibet ist bereits organisiert.
Wir übergeben schnell noch unsere fünf Set Reflektorbleche, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Der Gegenwert hierfür ist ein kompletter Solarkocher vom Typ SK14 mit Gestell und Windschutz. Von dieser Art Kocher werden wir nun vier Stück im Kinderdorf installieren.
Die speziell beschichteten Aluminium-Reflektorbleche sind das einzige, was zum Bau der SK14 Kocher aus Deutschland importiert wird. Natürlich wird versucht möglichst (günstige) Produkte aus den eigenem Land oder den Nachbarländern Indien und China zu verwenden. Doch bei Messungen mit anderen Reflektoren wurden entscheidend schlechtere Leistungen erzielt. Selbst bei den Modellen aus vielen kleinen „Handtaschen-Spiegeln“ sind deutliche Unterschiede in der Qualität und damit der Kocher-Leistung, bei unterschiedlichen Hersteller zu erkennen.
Im SOS-Kinderdorf angekommen laden wir die Bausätze aus unserem LKW und suchen erst einmal geeignete Plätze für die Kocher. Dabei bekommen wir ein Muster-Kinderdorf zu sehen. Alles ist in hervorragendem Zustand, sauber angelegte Wege, mit Blumen und Pflanzen vor den Gebäuden. 138 Kinder leben hier in 14 Wohnhäusern.
Ein Kocher besteht aus vielen Einzelteilen und insbesondere das Verschrauben der 24 Reflektorbleche nimmt einige Zeit in Anspruch. Tej und Deepak bauen parallel an zwei Kochern, wir unterstützen die beiden und nach 1,5h sind die ersten beiden Kocher einsatzbereit. Wir stellen noch einen dritten Kocher im Trainingszentrum auf, dann ist es bereits dunkel.
Wir übernachten auf dem Parkplatz des Kinderdorfs und installieren den vierten Kocher am nächsten morgen. Anschließend gibt Deepak allen Hausmüttern eine Einführung in solares Kochen.
Wir nehmen uns noch die Zeit einen Blick in die Kinderdorf eigene Schule zu werfen. Wir spazieren unangemeldet durch das Gebäude. Die meisten Klassentüren sind offen und wir stecken neugierig die Nasen ins Klassenzimmer einer 4. Klasse. Dort wird gerade Nepali unterrichtet. Das Thema: Rechte und Pflichten der Kinder in Nepal.
Es ist bereits das zweite Mal, dass wir eine SOS Kinderdorf-Schule besuchen und sind überrascht von der hohen Unterrichts-Qualität. In Dharamsala nahmen wir am Englischunterricht einer 10. Klasse teil. Die Lehrerin war mit solch einem Enthusiasmus bei der Sache, dass wir auch Spaß am Unterricht hatten und bei William Shakespeares Julius Caesar in Englisch konnten wir selbst noch einiges lernen.
Immer wieder schallen Sprechgesänge über den Schulhof, wenn die Kinder gemeinsam auf die Fragen des Lehrers antworten. Wir glauben, die Kinder hier sind froh etwas lernen zu können und gehen gerne zur Schule.
Das gesamte Kinderdorf in Kavre legt sicher einen sehr hohen Standard für Kinderdörfer vor. Böse Zungen könnten sagen, dass die Anlage eher einem Hotelresort gleicht und übertrieben ist. Doch wir sind froh zu sehen, das hier Spendengelder tatsächlich auch für ihre Bestimmung eingesetzt werden und das ein Kinderdorf nach 12 Jahren immer noch aussieht wie im letzten Jahr erbaut, ist hierzulande alles andere als selbstverständlich.
Das angeschlossene Trainingszentrum für Hausmütter und Personal für Kinderdörfer aus Nepal und teilweise auch Indien ist ebenfalls ein Zeichen für die langfristige Denkweise der SOS-Einrichtungen; wo anderenorts in teuren Hotels Seminare abgehalten werden, wird hier kostengünstig hausintern geschult.
Wir müssen leider schon wieder weiter und fahren noch am gleichen Tag zur chinesischen Grenze bei Kodari. Dort treffen wir uns mit unserer kleinen Reisetruppe und werden morgen erneut nach Tibet einreisen.