25.08.2009
China & Tibet – Ein echtes Fahr-Abenteuer
Zhangmu, Grenzstadt China-Nepal, Kilometer 17.195
Eine Zusammenfassung unserer Erlebnisse in China. Statt nach Pakistan, fahren wir durch Xinjiang und Tibet, zum Mt. Kailash und nach Lhasa, mit anschließender Ausreise nach Nepal. Fahrtechnisch ist es unser bisher größtes Abenteuer und wird uns lange in Erinnerung bleiben. Höhen von über 5.000m und üble Pisten fordern Material und Nerven, doch bombastische Landschafsbilder entschädigen alles.
25.08.2009 – Zhangmu, Grenzstadt China-Nepal, Kilometer 17.195
Nachdem wir unsere Reisepartner für China, Leon und Günter, in Tash Rabat treffen, brechen wir am nächsten Tag zur Grenze Kirgistans am Torugart-Pass auf. Die Gegend ist trostlos karg, die Schotterpiste schlecht. Wir können nicht mithalten und Leon fährt uns mit seinem VW-Bus davon. Wir treffen uns an der kirgisischer Seite der Grenze wieder. Die Ausreise verläuft schnell und reibungslos. Auf der Chinesischen Seite müssen wir auf unseren Guide warten, der wenig später mit einem Bus eintrifft. Die Abwicklung an der Grenze zieht sich durch eine Mittagspause in die Länge.
Deutsche Bergsteiger, in einem Reisebus müssen ihr gesamtes Gepäck ausladen und durchchecken lassen. Bananen und Melonen werden gefuttert. Denn frisches Obst ist nicht erlaubt, ebenso wie „verdächtige“ elektronische Geräte, z.B. GPS, Satellitentelefon, Funkgeräte. All die schönen Dinge haben im im Gepäck – wir befürchten Schlimmes. Tatsächlich wird Leon aufgefordert sein Gepäck zur Kontrolle aus dem VW-Bus zu räumen. Wir erklären, bei uns würde es den gesamten Tag dauern alles aus- und einzuräumen. Den Grenzleuten reicht ein kurzer Blick in den Innenraum um sich die Laune am Kontrollieren zu verderben. Wir hatten auch Bedenken, dass unsere Honda DAX Schwierigkeiten machen könnte. Doch die wird überhaupt nicht beachtet.
Die Straße nach Kashgar ist noch schlechter als die Anfahrt zur Grenze und da uns Leon und Günter erneut davon brausen, teste ich wie schnell wir auf solchen Pisten tatsächlich fahren können. Der Versuch endet um ein Haar mit einer Katastrophe. In einer ekligen Bodenwelle schlägt die Federung durch, wir knallen mit dem Kopf an die Decke und es haut uns das Differenzial an die Ölwanne. Ein wenig mehr und es hätte die https://eyeweardock.com/shop/brand/porsche-design/ Wanne durchgehauen. Dann wäre erst mal Feierabend gewesen.
Von unserer Reiseagentur wurden wir sanft über den Zustand der Straßen vorgewarnt. Doch was uns die ersten Kilometer in China bescheren schockt uns. Wir haben bedenken mit Leons Tempo mithalten zu können und damit den fest vorgegeben Zeitplan zu gefährden, was wiederum schnell zu Spannungen in der kleinen Gruppen führen würde.
In Kashgar angekommen werden unsere Chinesischen Nummernschilder und Führerscheine besorgt. Das ganze dauert drei Tage. Währenddessen überlegen wir ernsthaft die Tour durch China abzubrechen und zurück nach Kirgistan zu fahren. Doch während der drei Tage lernen wir Leon und Günter besser kennen und auch Jack, unser neuer Guide für die Strecke bis Lhasa, ermutigt uns. Wir fahren weiter.
Insgesamt brausen und holpern wir 4.000km durch Xinjiang und Tibet. Die Straßen sind unterschiedlicher wie es kaum sein kann: Etwa 1.500km der Strecke, vor allem in West-Tibet sind die übelsten Pisten unserer bisherigen Reise und kaum mit Worten zu beschreiben. Das Knacken, Knirschen und Krachen im LKW muss man erlebt haben. Wir werden durchgeschüttelt und herumgeworfen. Teilweise sind die Straßen auf Grund von Baustellen gesperrt und man quält sich durch das schlammige Flußbett. Wir fahren oft 10 Stunden am Tag.
Ich hatte gehofft solche Straßen würden uns erspart bleiben und hätte nicht gedacht, dass der LKW das aushält. Leon und Günter geht es in ihrem VW-Bus Synco nicht anders. In dieser Zeit entwickelt sich ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen uns. Wir sind froh nicht allein zu sein und mit Leon und Günter haben wir die besten Reisepartner gefunden, die man sich vorstellen kann.
Auch die völlig unterschiedlichen Fahreigenschaften unserer Fahrzeuge werden nicht zum Problem. Am Berg fahren wir Leon davon, im schweren Gelände liegt Leon an der Spitze, wir fliegen mit 75km/h über Wellblechpisten auf denen Leon sehr viel langsamer fahren muss. Letztlich warten wir spätestens nach einer größeren Etappe aufeinander – auch um sicher zu gehen, dass der andere keine Panne hat. Wir spielen uns schnell zu einem super Team zusammen.
An großen Pannen haben wir glücklicherweise nichts zu verzeichnen. An unserem Tankhalter reißen uns zweimal die Schrauben ab und wir fahren uns einen Metallstab in einen Reifen, was allerdings nicht zum Druckverlust führt. Die Kisten vom unserem Dachträger verkauften wir bereits in Kirgistan, da ein Träger beschädigt war. In Tibet riss der leere Dachträger dann komplett ab – Aluminium war von vorn herein das falsche Material dafür.
Irgendwann hört die Schotterpiste mit einem Mal auf und eine nagelneue Asphaltstraße beginnt. Für diesen Augenblick halten wir und stoßen mit einem Energy-Trink an.
Hinweis
Die 1.500km schlechte Straße werden schätzungsweise in zwei Jahren der Vergangenheit angehören. Überall auf dieser Hauptstrecke wird intensiv gebaut. Das Ergebnis konnten wir an vielen neu gebauten Passage begutachten: Landstraßen in perfektem Zustand. Somit wird die Strecke Kashgar – Lhasa bald eine Strecke für Jedermann sein – verbunden mit den Vor- und Nachteilen einer solchen Erschließung…
Am Mount Kailash, dem heiligen Berg der Tibeter, wollen wir ein Stück der Umrundung gehen, der 53 km langen sogenannten Kora. Da der Start der Strecke bereits in 4.700m Höhe liegt und bis auf 5.700m führt, eine sehr anstrengende Tour. Um so verwunderlicher ist es, das uns immer wieder Tibeter im Sauseschritt überholen. Einer der Pilger kommt uns entgegen (die Anhänger der Bön Religion laufen gegen den Uhrzeigersinn). Er hat die Strecke fast schon hinter sich. 10-12 Stunden benötigt er für eine komplette Umrundung, erklärt er uns lachend. Ein Wahnsinn.
Ich quäle mich bis auf ca. 5.000m, Esther dreht schon etwas früher um, doch Leon und Günter müssen heimlich 7-Meilenstiefel gekauft haben und marschieren noch ein wenig weiter, bis sie das Kloster am 5.700m hohen Pass sehen können. Dann müssen auch sie umkehren – wir haben nicht eingeplant eine komplette Kora zu gehen.
Wir sind generell froh, dass wir mit den Höhen von 4.000m-5.000m gut zurecht kommen. Zwar geht es immer mal jemanden in der Gruppe nicht so gut, doch keiner bekommt ernsthaft Probleme mit der Höhenkrankheit.
Lhasa hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Vor allem kleiner. Es ist eine richtige Großstadt. Leon und ich versuchen einige Dinge an den Fahrzeugen reparieren zu lassen. Leons VW-Bus bekommt neue Stoßdämpfer, allerdings nicht die Gleichen und ich kümmere mich um unsere Kotflügelhalter, die inzwischen unzählige Male abgerissen sind.
Natürlich schauen wir uns auch den Portala Palast an und laufen um den Jokhang Tempel (den Barkor). Auf dem Weg zur Grenze nach Nepal haben wir die Möglichkeit eines Abstechers zum Mt.Everest Basecamp. Die Straße dort hin ist im „West-Tibet-Style“ und inklusive einer Übernachtung in 5000m – auf beides möchten wir verzichten und fahren ein Stück voraus. Leon, Günter und Lagbar, unser neuer Guide seit Lhasa, teffen wir zwei Tage später in Nyalam, unweit der Grenze nach Nepal.
Unsere China-Durchquerung war bis jetzt unsere abenteuerlichste Strecke. Sie hat uns zwei mit Leon und Günter zwei neue Freunde beschert und gezeigt, was so ein altes Feuerwehrauto alles aushalten kann.
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