Nun ja, geflogen ist er nicht, unser zukünftiger Wohnkoffer Marke „Zeppelin“, aber zumindest am Kran durch die Luft ist er geschwebt.
Der Koffer stand seit der Abholung beim Bundeswehr Depot in Kastellaun bei Andrea und Uwe auf einem Anhänger inmitten einer Putenfarm.
Wer weiß wie ein Puter aussieht, wenn er nicht schon als saftiges Steak auf dem Teller liegt? Diese Tiere sehen skurril aus und geben seltsame Laute von sich, wenn sie fremde Geräusche hören. Aus Angst vor einem Massenherzinfakt wollten wir die Verladung abseits der Farm durchführen. Immerhin produzieren ein Jupterkran und zwei Magirus Deutz doch gehörig fremde Geräusche. Hundert tote Puter auf der Verladerechnung hätten die Kosten unangenehm explodieren lassen. Dennoch sind wir das Risiko eingegangen und verluden den Zeppelin Shelter an Ort und Stelle auf unser Fahrgestell.
Zuvor wollten wir noch die original Gleitschienen am Boden entfernen, da wir unseren Wechselrahmen für einen Koffer ohne diese Schienen konstruiert hatten. Im Nachhinein hat sich das als Fehler herausgestellt, denn die montierten Schienen haben durchaus ihre Berechtigung und noch viel gravierender: Sie gingen nicht ab! Selbst nach 100 gelösten Schrauben und dem Einsatz eines Meinungsverstärker, alias Brecheisen, war nichts zu machen. Ein Hoch auf die fortgeschrittene Klebetechnologie! Keber wie Sika 221 produzieren hochfeste, dauerelastische Verbindungen, die nicht mehr gelöst werden können ohne das Material zu zerstören – selbst bei Metall.
Die Alternative um den Container aufladen zu können, war das Herausflexen von Ecken. So richtig professionell fand ich das nicht. Außerdem lässt sich Alu nicht toll mit Winkelschleifer und Schrubbscheibe bearbeiten: Danach sah ich aus wie ein mit Lametta behangener Weihnachtsbaum (leider kein Foto).
Nach einer dennoch erfolgreichen Verladung – es sind keine Puter gestorben (zumindest nicht durch uns) – war ich vor allem darauf gespannt, wie sich der LKW nun fährt. Denn auf dem Hinweg habe ich mir schon geschworen: Wenn die Kiste mit dem Container immer noch über die Straße hoppelt wie ein Karnickel übers Feld, dann reise ich doch lieber per Rucksack! Das fehlende Gewicht auf der Hinterachse gestaltete das Fahren wirklich sehr unangenehm.
An dieser Stelle hätte also eine Verkaufsanzeige stehen können – hätte. Die zusätzliche Tonne Last war genau das, was unser Dickschiff gebraucht hat. Er fährt sich nun vergleichsweise luxuriös! 🙂
Anmerkung des Autors: Luxuriös bei einem 32 Jahre alten LKW würden normalsterbliche eventuell immer noch als "Karnickel übers Feld" bezeichnen.
Übrigens, Esthers Kommentar zur neuen Optik unseres Geschosses mit Flecktarnmischung: „Sieht aus wie ein Kampfschildkröte.“ In der Tat besteht eine gewissen Ähnlichkeit mit einem Ninja-Turtle. Geplant ist jedoch den rotweißen Anstrich des Fahrerhauses auf dem Koffer fortzusetzen.