Einmal quer durch die Türkei, bitte!

Ankara – Dogobayazit, Türkei. Kilometer 4.269

Aus dem Internet wissen wir, dass es in Ankara ein Praktiker und Bauhaus gibt. Auf unserem Weg in die Hauptstadt der Türkei überqueren wir unsere ersten Bergpässe. Mit rund 1600m sind diese allerdings weit niedriger, als die türkischen Hochebenen, die wir später noch hunderte von km durchqueren werden. Wir erfreuen uns an der sich wechselnden Landschaft, die zunächst satt grün bewaldet ist und nach überwinden der höchsten Pässe karger wird. Dort leuchten uns vielfarbige Sandsteinlandschaften im Abendlicht entgegen. Die Erosion hat tiefe Rillen in die Berge geschnitten und projizieren bizarre Schatten. Ein Seen reflektiert malerisch die tief stehende Sonne.

Es dämmert bereits, als wir die 4,2 Millionen Einwohner zählende Stadt erreichen und wir machen uns auf die Suche nach den Baumärkten. Auf teilweise 10 Spuren der Ringstraße um und nach Ankara herrscht zu unserer Ankunft so gut wie kein Verkehr. Im Stadtkern nimmt der Verkehr zu, dennoch kommen wir gut voran, doch einen Baumarkt finden wir erst mit elektronischer Hilfe: Wir stoppen an einer kleinen Tankstelle, nutzen den offenen Internetzugang eines nahe liegen Hotels und lassen uns mit Hilfe unseres im Notebook integrieren GPS unsere aktuelle Position und den Standort vom Baumarkt in Google-Earth anzeigen. Eine nützliche Spielerei – es lebe die Informationstechnologie! 10 Min später stehen wir auf dem Parkplatz vom Bauhaus, dessen Name in riesigen Lettern auf der Gebäudewand prangt. Irgendwie komisch, 2.500km von Deutschland entfernt einen deutschen Baumarkt zu betreten. Den Praktiker gibt es sogar zwei Mal in Ankara. Deutsche Firma heißt allerdings nicht, dass auch deutsch gesprochen wird; warum auch, welcher deutscher Tourist, außer uns, verirrt sich denn in der Türkei in einen Baumarkt? Für unser fehlendes Bücherregal und drei Ablagefächer unter der Küchenzeile lassen wir uns Multiplexplatten zuschneiden. Aber zum Basteln kommen wir vorerst nicht – mal sehen wann wir endlich unsere letzten Arbeiten am Innenausbau Fertigstellen können.
Ankara gilt als nicht besonders sehenswerte Stadt. Wir beschränken unsere Verweildauer deshalb auf einen Tage und zwei Nächte, in denen wir neben unserem Holzkauf, noch Tanken, Einkaufen und einen Reisebericht online stellen.
Am morgen des dritten Tages werden wir von der Polizei von unserem Nachtplatz, einer Wohnblocksiedlung, die zu den besseren Vierteln der Stadt zählen muss, vertrieben. Anhand unseres in Istanbul mühselig erstandenen deutsch-türkisch Wörterbuchs versuchen wir den Beamten zu erklären, was wir hier zu suchen haben. Dabei „wandert“ das für uns so wertvolle Hilfsmittel in die Tasche eines der Polizisten, was wir leider zu spät feststellen und uns tierisch ärgert. So fällt unser Abschied nicht schwer und wir fahren weiter.

route_tuerkei2.jpgUnsere weitere Reise durch die Türkei führt uns geradlinig Richtung Iran und beschreibe ich nur kurz und knapp – vielleicht sind ein paar nützliche Informationen für andere Reisende dabei:
Auf der Suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Akdağmadeni fahren wir durch die belebte kleine Stadt und fallen auf wie bunte Hunde. Zwar finden wir im Zentrum einen bewachten Parkplatz, dort hätten wir mit Sicherheit aber keine Ruhe gefunden und parken schließlich vor der Stadt zwischen einem Caysalonu und einer Tankstelle. Dort rief der Muezzin um 4:30 Uhr mit besonderes wohlklingender Stimme zum Gebet – vielleicht motiviert durch die besondere Akustik der steilen Berge um Akdağmadeni.
Auf dem Weg nach Sivas folgen wir spontan einem Schild mit der Aufschrift „sıcak kaynak, hot springs“. Doch die heißen Quellen entpuppen sich als eine der gewöhnlichen Picknikanlagen ohne besonderen Reiz.
Sivas glänzt mit einem herausgeputzen Stadtkern, doch sehenswerte, alte Gebäude, wie sie im Reiseführer erwähnt werden, können wir bei unserem kurzen Besuch nicht entdecken.
route_turkei.jpgNach Sivas folgen wir einem „cold springs“ Schild und versuchen unser Glück aufs Neue. Eine kleine steile Bergstraße mit wunderschöner Landschaft führt uns an einem malerischen See vorbei und endet an einer weiteren Freizeitanlage mit Ferienhäuschen und einem Badehaus, welches gerade renoviert wird. Auf der Anlage möchte wir nicht unbedingt stehen und da uns zudem noch ein angeblicher Securitymann förmlich bedrängt dort zu nächtigen, fahren wir trotz Dämmerung weiter.
Das Fahren bei Dunkelheit erfordert besondere Aufmerksamkeit um mögliche Schlaglöcher oder Bodenwellen rechtzeitig zu erkennen. Blöd, dass zusätzlich unser linker Scheinwerfer ausfällt. Eine Ersatzglühbirne für unsere nostalgischen Lampen können wir nur über unsere Freunde aus Deutschland organisieren. Doch mit Fernlicht und Nebelscheinwerfer schaffen wir uns vorerst die nötige Sicht.
Im kleinen Städtchen Hafik fahren wir in der Dunkelheit zunächst wieder durch das Zentrum, um festzustellen, dass die Tankstelle etwas außerhalb einen bessere Stellplatz bietet als im Ort. Da fast alle Tankstellen 24 Stunden am Tag geöffnet sind, ist immer jemand dort, der ein Auge auf unserer Auto werfen kann. Wir trinken Cay mit dem Chef der Tankstelle, sowie allen Bediensteten und wechseln ein paar Worte, bevor wir uns in unseren Wohnaufbau zum Schlafen zurückziehen. Ein Vorgehen, welches wir an jedem Stellplatz praktizieren und wir jedem Reisenden empfehlen können! Die Menschen sind durchweg alle freundlich und durch ein kleines persönliches Gespräch sind wir nicht mehr einfach irgendjemand aus irgendwo. Zudem bekommt man selbst ein wesentlich besseres Gefühl wie sicher der Standplatz sein mag.
reifen_piste.jpgIn Erzincan parken wir direkt beim ersten Kreisel auf dem Parkplatz eines Supermarktes hinter einer Tankstelle, gehen Einkaufen und bleiben über Nacht. Am nächsten Morgen erleben wir eine kleine Überraschung: Schon zu früher Stunde ist ein Angestellter des Supermarktes damit beschäftigt den Parkplatz mit einem großen Wasserschlauch abzuspritzen. Verschlafen linse ich durch unser Fenster und wundere mich was hier so alles in der Nacht erledigt wird. Doch als wir aufstehen merken wir allmählich, dass wir in der Nacht unseren ersten kleinen Sandsturm verpasst haben. Alles ist mit einer dichten Schicht Wüstenstaub bedeckt. An der Tankstelle gibt es einen Hochdruckreiniger und es bildet sich bereits eine Warteschlange waschbedürftiger Autos. Schicki-micki, denken wir uns, jetzt sieht unser Auto doch erst richtig abenteuerlich aus!

dogubayazit_ararat.jpgAm 05.05. fahren wir die 480km lange Strecke von Erzincan nach Dogobayazit, der letzten Stadt in der Türkei vor dem Iran. Von hier sind es nur noch 35km bis zu Grenze. Doch wir bleiben einige Tage in Dogobayazit und erleben, wie eine schnelle Entscheidung zum langen Abenteuer werden kann … mehr im nächsten Bericht!